Die Digitalisierung der Bauindustrie in Zahlen
Was denken die Akteure der Bauindustrie über das Thema Digitalisierung? Wir haben eine Umfrage mit über 500 Teilnehmern durchgeführt.
Was denken die Akteure der Bauindustrie über das Thema Digitalisierung? Wir haben eine Umfrage mit über 500 Teilnehmern durchgeführt.
Digitalisierung ist eines der zentralsten Themen mit denen sich die Bauindustrie momentan beschäftigt. Der technische Fortschritt hat auch die Bauindustrie erreicht und bietet zahlreiche neue Möglichkeiten mit vielversprechenden Trends. Wie werden wir also in Zukunft bauen? Wie werden wir planen? Wie werden wir Informationen austauschen? Expertenmeinungen zu glauben oder Entwicklungen als außenstehender zu bewerten fällt meist leicht, doch was denkt die Bauindustrie wirklich? Welche Trends haben nicht nur in der Theorie Potenzial, sondern werden von den Akteuren des Baus auch wirklich befürwortet und umgesetzt? Zu diesen Fragen der Digitalisierung der Bauindustrie haben wir eine Umfrage mit über 500 Teilnehmern aus der Branche durchgeführt, hier sind die Ergebnisse:
Eine überwältigende Mehrheit hält die Digitalisierung der Bauindustrie für wichtig, über 50% sogar für essenziell. Die Meinung, dass Digitalisierung wichtig ist, scheint dabei in der Bauindustrie allgemein vertreten zu sein. So gab eine ⅔ Mehrheit an, die Industrie würde der Digitalisierung eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zuschreiben. Doch gilt die Bauindustrie weiterhin als Schlusslicht in Sachen Umsetzung und Einführung technologischer Innovation. Eine Diskrepanz zwischen der Meinung unserer Befragten und dem aktuellen Digitalisierungsstand, die sich auch in unserer Umfrage widergespiegelt hat. Denn obwohl der Digitalisierung von den meisten ein extrem hoher Stellenwert zugeschrieben wird, halten fast 50 % die Branche für nur mittelmäßig-, über 40% sogar als eher nicht-digitalisiert. Eine weitere Diskrepanz ergibt sich in der Selbsteinschätzung zum Digitalisierungsgrad des eigenen Unternehmens. So ordnen 28% das eigene Unternehmen als sehr digitalisiert ein, während nur 5% die gesamte Bauindustrie als sehr digitalisiert charakterisieren.
Über die Ursachen dieser Diskrepanzen lässt sich dabei nur spekulieren. Es ist schwer den allgemeinen Digitalisierungsgrad eines gesamten Industriezweiges einzuschätzen, besonders den der Bauindustrie. Denn die Bauindustrie ist extrem vielseitig. Von Hoch- und Tiefbau, über Architekten, Bauingenieure, Projektmanager und Facility Manager bis hin zum Trockenbauer, Fliesenleger, Maler und Lackierer - sie alle gehören zur Bauindustrie, ebenso die PropTechs und ConTechs. Die deutsche Bauindustrie besteht dabei aus vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die den Großteil des ausführenden Gewerbes ausmachen und eher weniger größeren Unternehmen, mit 100 oder mehr Mitarbeitern. Hinzu kommt die Fragmentierung der Bauindustrie in Gesetzgebung und Datenstandards die den technischen Fortschritt hindern. Digitalisierung ist meist eine Investition, eine Investition in die Zukunft. Experten sind sich einig, Technologie wird in Zukunft auch die Bauindustrie bestimmen, denn die Einführung dieser bringt enorme Vorteile mit sich.
Durch die Nutzung von Softwares und Tools erhoffen sich über 83% der Bauakteure Zeit einzusparen und Effektivität zu steigern. 77,7% die Optimierung von Prozessen durch Digitalisierung Ihres Unternehmens. Als weitere Vorteile der Digitalisierung gelten verbesserte Kommunikation (68%), Qualitätssteigerung (64,2%) und intelligente Datennutzung (62,6%). Ungenutzte Daten und der damit einhergehende Verlust von Potenzialen wird vielmals als eine der zu überwindenden Hürden der Digitalisierung genannt. Die Strukturen und die Fragmentierung dieses Industriesektors sind zwar hinderlich, doch gibt es auch heute schon zahlreiche Möglichkeiten dem entgegenzuwirken und das eigene Unternehmen zu befähigen, Daten intelligent zu nutzen. Datenintegration ist hierbei das Stichwort - dem Weg der Daten folgen, hin zu mehr Projekterfolg durch Prozessoptimierung, Zeitersparnis, einer verbesserten Zusammenarbeit von allen Projektbeteiligten und der Vermeidung von Fehlern. All diese Vorteile führen letztendlich auch zu einer erhöhten Profitabilität und Kosteneinsparung, ein Vorteil den sich auch 55% durch die Digitalisierung versprechen. Schlagfertige Argumente also für Innovation, doch wie sieht das in der Umsetzung aus?
Zu den meist verfolgten Digitalisierungsprojekten zählt derzeit die Digitalisierung von administrativen Prozessen (67,1%) - Prozessoptimierung also, die oft einhergeht mit dem Ausbau von Schnittstellen zu bereits bestehenden System, eine Maßnahmen die über 60% momentan ausführen. Auch hoch im Kurs steht die Implementierung von BIM. Ein Digitalisierungstrend der mit der stufenweisen Einführung von BIM in der Umsetzung öffentlicher Bauvorhaben auch vom Gesetzgeber aktiv gefördert wird. Während BIM zahlreiche Vorteile mit sich bringt gilt es auch hier einige Hürden zu überwinden, hin zu einer standardisierten Nutzung der Methodik. Wissenswertes zur Thematik finden Sie in einem unserer Blogbeiträge: Open vs. Closed BIM.
Als weiterer Trend in Sachen technologischer Innovationen gilt Lean Construction Management. LCM ist eine Methodik zur Prozessoptimierung die Vorgehensweisen in Baumanagement ‘schlanker’, also effizienter und ressourcensparender macht und eine Initiative die fast 30% in Ihrem Unternehmen eingeführt haben. Auch die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien (19,4%), ERP Umstellung (15,4%) und CRM Umstellung (14,6%) sind Trends denen die Bauindustrie Deutschlands folgt.
Obwohl es sich hierbei um digitale Themenfelder handelt, informiert sich die Bauindustrie auch analog über neueste Entwicklungen in Sachen Digitalisierung. Oft geschieht das über persönliche Kontakte, Fachzeitschriften oder Magazine und Messen. Auch LinkedIn, Xing und Blogs sind als Informationsquelle beliebt. Während sich die Meinung der meisten zur Digitalisierung durch die aktuelle COVID-19 Pandemie nicht geändert hat, gestehen fast ⅓ der Lage einen Meinungsumschwung zu. Als Grund dafür wird häufig genannt, dass auch das vermeintlich handwerkliche Gewerbe zunehmend vor dem Computer stattfindet und vieles auch virtuell abgesprochen werden kann. Dafür ist es erforderlich, dass der Zugriff auf alle notwendigen Informationen und Daten, vom Computer aus ermöglicht wird.
Wie zuvor erläutert, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, was also steht der Digitalisierung noch im Weg? Die Einführung von Technologie bedeutet Veränderung. 67,4% Prozent sind sich sicher, die Angst vor Veränderung ist eine der größten Barrieren. Die Angst vor dem Ungewissen, denn noch sind digitale Prozesse nicht der Standard und den Trends zu folgen bedeutet Neues und Unbekanntes einzuführen und sind mit einer meist großen Investition verbunden. Doch sind sich die Akteure des Baus ebenso einig über die vielen Vorteile. So werden die zahlreichen Potenziale, die Angst von Vielen wohl früher oder später zerschlagen. Dafür braucht es aber mehr Fachkräfte. Dass es daran in der Bauindustrie mangelt ist schon seit einigen Jahrzehnten klar und mit dem steigenden Altersdurchschnitt der Industrie eine immer größer werdende Problematik. (Quelle: https://www.bauhandwerk.de/artikel/bhw_2019-1-2_Studie_der_SokaBau_beleuchtet_Gruende_fuer_die_Abwanderung_von_Fachkraeften_3290432.html) Den Fachkräftemangel sehen 58.6%, als eine der großen Hürden der Digitalisierung. Fachkräfte werden in diesem Zusammenhang zukünftig vielmehr technisches Know-How benötigen. Ein fragmentierter Markt (54,4%), fehlende Standards für Daten (51,2%) und Produkte (34%) so wie eine egozentrische Arbeitsweise (31,4%) welche der Bauindustrie oft zugeschrieben wird, sind weiterhin große Barrieren für Digitalisierung. Für viele Digitalisierungsinitiativen bedarf es kooperativer Zusammenarbeit. Daten werden wertvoller, wenn sie geteilt werden und effizienter wenn sie in standardisierten Dateiformaten in offenen Systemlandschaften genutzt werden und ganzheitlicher Projekterfolg kann nur erzielt werden, wenn auch alle Projektbeteiligten entlang der gesamte Wertschöpfungskette kooperativ zusammenarbeiten. Dies spiegelt sich auch in den Trends wieder, die im Jahr 2030 als am stärksten verfolgt erwartet werden.
Genauso wie zahlreiche Experten sind sich auch unsere 500 Befragten über eine Sache im Allgemeinen einig: Die Digitalisierung der Bauindustrie wird kommen und wird im Jahr 2030 schon extrem vorangeschritten sein. Obwohl es zahlreiche Trends gibt, wird BIM, modulares Bauen, Lean- und Ressourcenmanagement als die am in Zukunft meist verfolgten Trends gehandelt. Connected Construction wird einer der zentralsten Trends der Digitalisierung im Jahr 2030 sein, obwohl dies heute noch kaum umgesetzt ist. Wieso also? Connected Construction - ein dynamisches Ökosystem aus kontinuierlicher Weitergabe von Daten und deren Analyse und Auswertung durch digitale Anwendungen. Kooperative Zusammenarbeit ist dabei ausschlaggebend, um Konnektivität zu schaffen und mehr Projekterfolg für alle Beteiligten zu erreichen. Digitalisierung befähigt genau dazu, endlich Potenziale nutzen in Form von Datenintegration, Prozessoptimierung, KI und all den anderen genannten Trends - nun gilt es also Konnektivität in der Bauindustrie auch wirklich einzuführen und dabei sollte keine Zeit mehr verloren gehen. Gemeinsam aber, um eine weitaus effizientere Zukunft durch Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen.
Eine erweiterte Ausführung von Trends, Challenges und Potenzialen der Digitalisierung der Bauindustrie können Sie auch in unserem E-Book nachlesen. Dazu haben wir nicht nur die Ergebnisse der Umfrage in Betracht gezogen, sondern auch 50 Experten der Industrie interviewt.
Diese Umfrage wurde eigenständig von uns durchgeführt. Die 500 Teilnehmer sind alle in der Bauindustrie tätig und repräsentativ für ein weites Spektrum von demographischen Aspekten wie Tätigkeit, Alter und Berufserfahrung. Alle Teilnehmer stammen ausschließlich aus dem deutschsprachigen Raum und wurden aufgrund Ihrer Kenntnis der Branche befragt. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer war männlich.
Fast 30% der Teilnehmer sin unter 30 Jahre alt, während 30.4% momentan zwischen 30 und 40 Jahren alt sind und die größte Gruppe der Teilnehmer darstellt. 22,2% der Teilnehmer können der Altersgruppe 41-50 und 15,2% der Altersgruppe 51-60 zugeordnet werden. Die am geringsten repräsentierte Altersgruppe in unserer Umfrage, war mit 3,3%, die der über 60 jährigen.
Über 1/3 unserer Befragten sind dabei in einem großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern tätig und repräsentieren somit die größte Gruppe an Befragten. In mittelständigen Unternehmen, also einem Unternehmen mit 51-250 Mitarbeitern sind etwa 1/4 tätig. 6,4% der Befragten sind dabei in einem Unternehmen mit 151-250 Mitarbeitern und 18.5% in einem Unternehmen mit 51-150. Kleinere Unternehmen wurden von etwa 1/3 der Teilnehmer repräsentiert und sind zugehörig zu einem Unternehmen, mit weniger als 50 Mitarbeitern.
Die Einordnung in Unternehmensgröße folgt der gängigen Kategorisierung von Unternehmen gemäß Mitarbeiterzahl in Deutschland (Quelle: https://www.bwl-lexikon.de/wiki/unternehmensgroesse/).
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer ist im Management tätig, 11,5% befassen sich mit BIM und 8,9% sind für Digitalisierung und Innovation in Ihren Unternehmen zuständig. Auch Geschäftsführer (5,5%), Bauleiter/innen (4%) und IT-Angestellte (1,1%) haben an der Umfrage teilgenommen. Weitere Tätigkeitsbereiche werden von 14% der Teilnehmer repräsentiert.
Eine 2/3 Mehrheit ist dabei dem Tätigkeitsfeld der Generalunternehmen (37,9 %) oder Planungs-/Architektur-/Ingenieurbüro (35%) zugeordnet. Auch die Tätigkeitsfelder Beratung (5,7 %), Nachunternehmen (5,7 %), Anlagenbau (2,1 %), Baumaterialien (1,5 %), so wie weitere (12,1 %) waren durch Teilnehmer der Umfrage repräsentiert.
Unternehmensgröße - Mitarbeiter
Tätigkeitsbereich
Tätigkeitsfeld
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